Biodiversität und Mensch im Anthropozän

Vortragsreihe Paulinerkirche: Umwandlung tropischer Regenwälder: Soziale und ökologische Folgen und Perspektiven

Geposted von " Sonderforschungsbereich 990 EFForTS der Universität Göttingen " am Tuesday, October 31, 2023

Veranstaltung: 08. Februar 2024, 18:15 Uhr, Paulinerkirche Papendiek 14 Goettingen

Biodiversität und Mensch im Anthropozän

Goethe Universität Frankfurt/Main und Direktorin Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum

Im Anthropozän, dem Zeitalter der Menschen, kommt es zu einer dramatischen Beschleunigung vieler sozialer und ökologischer Prozesse. Die Folgen sind, unter anderem, Biodiversitätsverlust, Klimawandel und Umweltverschmutzung. Nach Aussage des Weltbiodiversitätsrats IPBES sind von den geschätzt 8 Mio. Arten auf der Erde eine Million vom Aussterben bedroht. Die Folgen des Rückgangs der Biodiversität sind Einbußen in Ökosystemleistungen und die Unterminierung des Erreichens der Nachhaltigkeitsziele. Was kann getan werden? Angesichts der Bedeutung der Biodiversitätskrise für das Wohlergehen der Menschen benötigen wir eine große Transformation der Gesellschaft, d.h. die fundamentale system-weite Umgestaltung der Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Für die Agrarlandschaft in Deutschland, in der der Artenrückgang besonders hoch ist, bedeutet das, unter anderem, 1. die Ökologisierung der Landwirtschaft, 2. fundamentale Änderungen in der Agrarpolitik, und 3. Veränderungen in Konsum- und Ernährungsverhalten. Durch zügiges, gesamtgesellschaftliches Handeln, zusammen mit der Ausweitung von Schutzgebieten und Renaturierung kann der Rückgang der Biodiversität gestoppt und die Biodiversität wieder erhöht werden.

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Die Länder in tropischen Regionen sind einem rasanten ökologischen und sozio-ökonomischen Wandel unterworfen. Tropische Wälder gehören zu den artenreichsten Ökosystemen der Erde, nehmen eine wichtige Rolle im globalen Klimasystem ein und speichern enorme Mengen von Kohlenstoff. Gleichermaßen werden große Flächen tropischer Wälder für die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen umgewandelt, um die wachsenden globalen Bedürfnisse der Menschheit zu stillen und wirtschaftliche Interessen zu befriedigen. Diese Entwicklungen sind in komplexer Weise in lokale, regionale und globale wirtschaftliche, politische und ökologische Zusammenhänge eingebunden. Welche ökologischen und sozial-ökonomischen Auswirkungen hat diese Transformation? Wer profitiert davon und wer gehört zu den Verlierern? Wie groß ist der ökologische Fußabdruck, den wir in tropischen Ländern hinterlassen? Wie können negative Effekte ausgeglichen und ungewollte Trends umgekehrt werden? Wie kann Forschung in tropischen Ländern partizipativ und kollaborativ gestaltet werden?

Die interdisziplinäre Landnutzungsforschung in tropischen Ländern ist eine ausgewiesene Stärke der Georg-August-Universität Göttingen in Forschung und Lehre. Biodiversitätsforscher:innen, Forst- und Agrarwissenschaftler:innen und Geograph:innen aus den vier Grünen Fakultäten arbeiten zusammen mit Wirtschaftswissenschaftler:innen und anderen Disziplinen, um ein umfassendes Verständnis über den tropischen Landnutzungswandel sowie ganzheitliche Perspektiven für eine nachhaltigere Entwicklung zu entwickeln. In diesem Kontext ist der Sonderforschungsbereich 990 EFForTS ein Leuchtturm Göttinger Landnutzungsforschung mit internationaler Strahlkraft und erarbeitet seit 2012 wissenschaftliche Grundlagen zu den ökologischen und sozial-ökonomischen Auswirkungen dieses Wandels in der Modellregion Jambi auf der indonesischen Insel Sumatra. Ausgehend von den Forschungsergebnissen in EFForTS und verwandten Göttinger Forschungsprojekten sowie ausgewählten Gastvorträgen, widmet sich die Vorlesungsreihe „Umwandlung tropischer Regenwälder: Soziale und ökologische Folgen und Perspektiven“ den Inhalten und Ergebnissen moderner Landnutzungsforschung in den Tropen. Die Vorträge beleuchten den sozial-ökologischen Transformationsprozess aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven und anhand verschiedener Fallbeispiele aus verschiedenen tropischen Regionen wie z.B. Indonesien, Madagaskar, Brasilien und Afrika. Reflektive Vorträge beleuchten, wie die Verantwortung von sozial-ökologischer Forschung in einer postkolonialistischen Welt gestaltet werden kann.

Zielgruppe der Ringvorlesung sind neben den Studierenden und Forschenden der Georg-August Universität Göttingen alle an den aktuellen Gesellschaftsthemen zu Klimawandel und biologischer Vielfalt, Regenwaldtransformation und Nachhaltigkeit sowie an Lösungsansätzen aus der Forschung des SFB 990 interessierte Personen außerhalb der Universität Göttingen.

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